Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb
GREEN BRANDS Austria Persönlichkeit 2018
International höchst anerkannte Klimaforscherin und engagierte Wissenschaftlerin
Sie ist die bekannteste österreichische Klimaforscherin und eine der engagiertesten Wissenschaftlerinnen, die sich mit den Folgen des globalen Klimawandels – „der wahrscheinlich größten Herausforderung unserer Zeit“ – beschäftigt.
Der Klimawandel ist ihr Lebensthema. Gerade 70 Jahre alt geworden, wird Österreichs „Wissenschaftlerin des Jahres 2005“ nicht müde, auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen: „Wenn wir nichts gegen den Klimawandel tun, wird es kriegerische Auseinandersetzungen in großem Ausmaß geben, ausgelöst durch Wassermangel, Dürrekatastrophen, steigenden Meeresspiegel und andere Extremereignisse“. Sie malt düstere Szenarien, die vor Augen führen, dass mangelndes Umwelt-Bewusstsein ein Scheitern zur Folge hat, das uns allen zum Verhängnis würde.
Andererseits zeigt sie aber auf, dass die Bedrohung durch den Klimawandel auch als Chance zu überfälligen Veränderungen gesehen werden kann, und dass Maßnahmen, die für den Klimaschutz nötig sind, auch sonst wünschenswerte Auswirkungen haben.
Bereits während ihres Meteorologie-Studium an der Universität Wien in den 70er Jahren kommt Helga Kromp-Kolb mit dem Thema Klimawandel in Berührung, das ihre spätere Forschung prägen wird. Nach ihrer Promotion 1971 arbeitet sie zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Wien, habilitiert 1982 im Spezialbereich Umweltmeteorologie und baut an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik die Abteilung Umweltmeteorologie auf.
Dann wird sie als Professorin für Meteorologie und Klimatologie an die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) berufen, wo sie 2010 das „Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit“gründet, das sie bis zu ihrer Emeritierung 2017 leitet.
Ihr Forschungs-Schwerpunkt liegt bei der Umweltmeteorologie, insbesondere der Schadstoffausbreitung in der Atmosphäre und dem Klimawandel. In den letzten Jahren stehen auch Fragen der nachhaltigen Entwicklung, der Transformation der Gesellschaft und dem notwendigen Paradigmenwechsel in Wissenschaft und Gesellschaft im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Sie ist eine der Mitbegründerinnen der Allianz Nachhaltige Universitäten in Österreich.
Doch die Stimme von Helga Kromp-Kolb hat nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in Politik und Wirtschaft Gewicht. Sie war für mehrere Österreichische Bundesregierungen beratend tätig und war unter anderem Vorsitzende des Forums für Atomfragen, Mitglied des Expertenbeirats des Klima und Energiefonds und wissenschaftliche Beirätin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Auch an der Gründung des Climate Change Centers Austria (CCCA) war sie maßgeblich beteiligt. Das CCCA, ein Netzwerk klimaforschender Einrichtungen in Österreich, ist die zentrale Anlaufstelle für Forschung, Politik, Medien und Öffentlichkeit für alle Fragen der Klimaforschung in Österreich.
Unermüdlich kämpft Helga Kromp-Kolb dafür, dass der Klimawandel nicht nur ein Thema der Eliten ist, sondern von Jedermann verstanden wird. So veröffentlicht sie 2005 das „Schwarzbuch Klimawandel“, in dem sie komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge leicht und verständlich darstellt.
In ihrem zweiten, demnächst erscheinenden Buch, appelliert die renommierte Wissenschaftlerin an jeden Einzelnen, dass ein Umdenken zwingend erforderlich ist, um die Folgen des Klimawandels in Grenzen zu halten. Wirbelstürme, Überschwemmungen, Dürren – viel zu häufig seien extreme Wetterereignisse bedingt durch den Klimawandel inzwischen Ursache lokaler und regionaler Konflikte, die zu Krieg, Terror, Migration und Flucht führten. Betroffen seien vor allem die Schwächeren. Weniger Niederschläge führten gerade in ärmeren Ländern verstärkt zum Ausbruch von Hungersnöten.
In einigen Entwicklungsstaaten würde das wirtschaftlich hart Erarbeitete regelmäßig innerhalb weniger Stunden durch einen Taifun oder Hurrikan vernichtet – Dies seien allesamt Auswirkungen des Klimawandels, die die Menschen direkt treffen und in Zukunft extremer und häufiger auftreten würden, so Kromp-Kolb.
Doch auch in den Industrienationen sind die Folgen des Klimawandels spürbar. Der großen Hitzewelle in Europa im Jahr 2003 fielen etwa 30.000 Menschen zum Opfer, darunter vor allem allein lebende ältere Menschen und sozial Schwächere.
Die Landwirtschaft leidet unter Spätfrösten, Überschwemmungen, Dürren, Hagelereignissen und neuen Schädlingen und Krankheiten. Der Wintertourismus kämpft gegen Schneemangel – kaum ein Wirtschaftszweig, der nicht betroffen ist.
„Die Herausforderung besteht darin, innerhalb der ökologisch vorgegebenen Grenzen ein gutes Leben für alle zu ermöglichen.
Dies erfordert eine tiefgreifende Transformation der Gesellschaft und wirft ganz grundlegende Fragen der Werthaltungen der Gesellschaft auf“, mahnt sie an.
Der Klimawandel sei eine Folge der Übernutzung der Ressourcen unseres globalen Ökosystems. Der Ausstieg aus dem Zeitalter der fossilen Energie sei keine Trivialität, nichts was rein technologisch lösbar wäre, sondern er erfordere darüber hinaus strukturelle Änderungen und Änderungen im Lebensstil jedes Einzelnen.
Es schmerzt sie die Ohnmacht, dass immer noch so wenig getan wird, um das Thema anzugehen; dass Chancen ungenutzt bleiben, um die Klimaveränderungen aufzuhalten. Doch als mehrfache Österreichische Staatsmeisterin im Orientierungslauf und langjährige Trainerin der Nationalmannschaft ist sie ausdauernd und entschlossen. Mit ihrer Popularität und ihrem beharrlichen Bestreben für ein stärkeres Umwelt-Bewusstsein hat sie einiges erreicht und Viele bewegt.
Hierfür wurde Helga Kromp-Kolb vielfach geehrt. So ist sie Österreichs „Wissenschaftlerin des Jahres 2005“. Mit dieser Auszeichnung werden Forscher gewürdigt, die ihre Arbeit und ihr Fach einer breiten Öffentlichkeit verständlich machen und damit das Image der österreichischen Forschung heben. Außerdem erhielt sie 2006 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien und den Panda Award des WWF. 2008 wurde sie mit dem Klimaschutzpreis der Österreichischen Hagelversicherung ausgezeichnet und erhielt 2013 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Ein Jahr später wurde ihr der Zukunftspreis „Building Future Award“ verliehen, der unter der Schirmherrschaft des Deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie steht und alle zwei Jahre eine herausragende Persönlichkeit des öffentlichen Lebens würdigt, die sich durch wissenschaftliche Spitzenforschung oder großartiges gesellschaftliches Engagement verdient gemacht hat. Beides trifft auf kaum jemanden so zu, wie auf Helga Kromp-Kolb.
Doch Helga Kromp-Kolb ist nicht nur eine renommierte Klimaforscherin, sondern auch eine echte Kosmopolitin: 1948 in Wien geboren, wuchs die Diplomatentochter in Frankreich, Luxemburg, Indien und Österreich auf. Auch später zog es sie von Österreich in andere Länder. So lehrte sie unter anderem in den USA als Associate Professor an der San José State University in Kalifornien. Helga Kromp-Kolb ist mit dem Risikoforscher Prof. Wolfgang Kromp verheiratet.
Oft frustrierend, aber dann auch wieder zutiefst spannend und befriedigend – so beschreibt Kromp-Kolb die Beschäftigung mit dem Klimawandel, der wohl größten Herausforderung unserer Zeit. Doch im Austausch mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen und weitblickenden, kreativen Menschen aus der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und der Politik eröffne sich der Blick für das Potential für positive Veränderung – und genau dem gelte es nachzugehen.
Für Pessimismus ist es zu spät. Es muss gehandelt werden. Jetzt! Die renommierte Wissenschaftlerin ist überzeugt: Der Mensch als die stärkste gestaltende Kraft trägt eine ungeheuer große Verantwortung. Der Klimawandel bietet eine riesige Chance zur Veränderung. Mutig, aufrichtig und energisch kämpft sie seit Jahrzehnten für ein stärkeres Bewusstsein, wie die Gesellschaft dem Klimawandel begegnen kann und zeigt Wege in eine enkeltaugliche Zukunft auf. Für ihr eindrucksvolles Engagement und ihren beharrlichen Einsatz wird Frau Prof. Helga Kromp-Kolb als GREEN BRAND Austria Persönlichkeit 2018 ausgezeichnet.