15 GREEN BRANDS über den Zaun des eigenen Unternehmens hinaus zu blicken und die „ökologischen Rucksäcke“ zu beachten, die Produkte verursachen. Warum es ein derartiges Verfahren wie GREEN BRANDS heute braucht, erschließt sich unter anderem aus folgender Liste der „Ausschlusskriterien“ für die Nominierung: • Waffen-/Kriegsgeräte-Erzeugung/-handel • Kinderarbeit • Energieunternehmen, sofern sie an Atomenergie-Unterneh- men beteiligt sind • Gentechnik • Unternehmen/Produkte, die gegen den Artenschutz versto- ßen (CITES Bestimmungen/Washingtoner Artenschutzüber- einkommen) • Tierversuche • Nichteinhaltung der ILO Kriterien (Achtung der sozialen Gerechtigkeit sowie der Menschen- und Arbeitsrechte) • Tabakindustrie Alle GREEN BRAND Kandidaten müssen rund 60 Fragen beant- worten, die vom Unternehmenszweck über die Anwendung von Umweltmanagement und CSR bis zu konkreten Angaben über Ressourcenverbrauch,Emissionen und Abfälle reichen als auch die Ebene der Bewusstseinsbildung im Unternehmen selbst, die Kommunikation mit dem Kunden und den Lieferan- ten.Wir meinen:Nur eine solch umfassende Bewertung recht- fertigt die Auszeichnung der Kandidaten als GREEN BRAND. In der Validierung schlagen sich diese Aspekte u.a. in Fragen nieder wie: „Wird der Materialverbrauch - differenziert nach nachwachsenden und nicht nachwachsenden Ressourcen - er- hoben? (analog zu GRI global reporting initiative)“. „Werden Geschäftsreisen vorwiegend ökologisch organisiert?“ Oder: „Werden Maßnahmen zur Förderung eines nachhaltigen Konsums getätigt“? Und:„Gibt es gezielte Kooperationen mit NGOs rund um das Thema Umweltschutz?“ Transparenz schafft Vertrauen: Der Fragebogen und auch die Kriterien zur Bewertung des einzelnen Produkts oder Unter- nehmens sind selbstverständlich auf der Website von GREEN BRANDS jedem zugänglich. Und der Fragenkatalog eignet sich auch als Checkliste für Unternehmen, die heute sehen wollen, wo ihre Verbesserungspotentiale liegen. Angesichts der Vielzahl, der Breite und der Tiefe der abgefrag- ten Themen, ist es durchaus nicht einfach, den Schwellenwert von 51 % zu überspringen, der erforderlich ist, um sich für das GREEN BRAND-Label zu qualifizieren. Das Verfahren erlaubt aber auch die Auszeichnung von Unternehmen, Produkten und Dienstleistungen mit dem GREEN BRANDS-Siegel, die in manchen Aspekten noch unter dem Durchschnitt liegen – so- lange sie auf das Ganze gesehen deutlich positiv aufgestellt sind. Staatliche Umweltzeichen gibt es bislang nur wenige. Dafür gibt es immer mehr private Organisationen, die bemüht sind, diese Lücke zu füllen. Zertifikate wie Bio-, MSC, FSC-Siegel sind gute Ansätze, um Verbraucher über die Richtlinien der Pro- duktion zu informieren und sie dabei zu unterstützen, um- welt- und sozialverträglich zu konsumieren. Der Erwerb dieser Labels ist allerdings oft teuer und nützt wegen der aufwen- digen Zertifizierungs-Verfahren, die damit verbunden sind, der Industrie mehr als den KMU. Vor diesem Hintergrund en- gagiert sich GREEN BRANDS für eine ernsthafte, bezahl- und kommunizierbare Alternative, die das Potential hat, Licht in den Dschungel der Nachhaltigkeitslabels zu bringen. Bei der Entwicklung der Maßstäbe für„grüne Marken“ (GREEN BRANDS) an denen SERI mitgearbeitet hat, stand ein Gedan- ke im Vordergrund: es geht nicht nur um Klimafreundlichkeit oder die Abwesenheit bestimmter Schadstoffe.Wirklich grüne Marken müssen sich in einem umfassenderen Sinn der ökolo- gischen Herausforderung stellen. Und das ist heute wichtiger denn je. Information Christine Ax Philosophin und Ökonomin forscht und schreibt seit Anfang der 90er Jahre über Aspekte des nachhaltigen Wirtschaftens. Sie hat sich viele Jahre intensiv mit der Lage kleiner und mittlerer Unternehmen beschäftigt und ist eine exzel- lente Kennerin des Handwerks. Sie arbeitet und schreibt in Hamburg und in Wien (Sustainable Europe Research Institut) und ist Mitglied Netz- werk Vorsorgendes Wirtschaften. Bücher:Reise ins Land der Untergehenden Sonne, Japans Weg in die Postwachstumsgesellschaft (2014);Wachstumswahn.Was uns in die Krise ge- führt hat und wie wir wieder herausfinden. (mit F. Hinterberger, 2013); Die Könnensgesellschaft. Mit guter Arbeit aus der Krise (2009), Das Handwerk der Zukunft. Leitbilder für Nachhaltiges Wirtschaften (1997)