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Austria2012

GREEN BRANDS 14 Vor 50 Jahren war die Welt eine andere. Unsere Eltern arbei- teten mehr und oft auch schwerer als wir. Der Kuchen, der zu verteilen war, war dennoch viel kleiner als heute. Seit damals hat sich das Einkommen der Österreicher mehr als vervier- facht. Genauso schnell wie die Wirtschaft gewachsen ist, wuchsen auch die Ansprüche.Es waren die Jahre,in denen die Waschmaschine, der Fernseher und das Auto sowie für viele auch das Eigenheim und eine immer größere und schönere Wohnung genauso„normal“ wurde,wie ein bis zwei Urlaubs- reisen pro Jahr. Dass die Schornsteine rauchten, war bis hin zu den 70er Jahren noch ein gutes Zeichen. Wir waren stolz drauf. Was „hinten“ herauskam - vom Abwasser bis hin zur Mülldeponie - war nicht so wichtig.Natur und Umwelt waren im Überfluss da. Niemand sprach darüber. Rachel Carson, der Club of Rome und Global 2000, rissen uns aus diesem schö- nenTagtraum.Die ersten Umweltkonferenzen wurden einbe- rufen, Umweltministerien und „grüne Parteien“ wurden ge- gründet. Inzwischen blühen überall „grüne Jobs“ und sogar das Wachstum soll „grünen“. Das zumindest, haben uns die Regierungen dieser Erde im Juni 2012 bei der„Rio+20“-Konfe- renz versprochen. Können wir diesen Versprechungen glauben? Ist die Welt im Laufe der letzten Jahrzehnte wirklich so viel grüner gewor- den? Oder ist es nicht vielmehr so, dass trotz aller grüner Rhetorik, unsere Gegenwart noch immer von überwiegend nicht-nachhaltigen Strukturen geprägt ist? Haben wir nicht einfach nur die un-nachhaltigen Folgen unserer Lebens- und Wirtschaftsweise exportiert? Und ist es nicht so, dass noch immer die Wachstums-Rhetorik alles dominiert? Wie grün ist das Wachstum tatsächlich, das von allen immer zur Lösung aller Probleme gefordert wird. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war auch eine der zunehmenden Industrialisierung aller Lebensbereiche. Prak- tikabilität und Convenience wurde wichtiger als Qualität und Natürlichkeit. Unsere Landwirtschaft ist heute schon unfassbar produktiv und 60 Jahre Wachstum haben uns Ver- mögensbestände (reale und Forderungen) in unvorstellbaren Größenordnungen beschert, deren Erhalt und deren Zinslas- ten immer wieder neu erarbeitet werden wollen. Hinter dem Wachstum der letzten Jahrzehnte standen aber nicht nur echte Wohlstandsgewinne. Sie beruhten auch auf Produktivi- tätszuwächsen und Effizienzgewinnen, deren Schatten weit reichen.Weil wir in Europa immer weniger für diese Konsum- güter ausgeben mussten, konnten wir uns mehr andere Din- ge leisten. Doch zu welchem Preis? Der Preis des Wachstums Dass wir schon so lange für Lebensmittel und für Massenpro- dukte weniger ausgeben, wurde vom Segen zum Fluch. In der Landwirtschaft und der Ernährungswirtschaft um den Preis von Qualitätsverlusten und der Vergeudung von Ressourcen. Über ein Drittel aller Lebensmittel landen auf dem Müll. In vielen Ställen stehen Turbo-Kühe, die unter den Folgen einer auf Milchproduktion spezialisierten Zucht leiden. Männliche Küken, die keiner braucht, kommen in den Kükenmuser. Die Lebensbedingungen in der Massentierhaltung sind immer noch so, dass wir sie gar nicht wissen wollen. Das Arten- sterben (gerade im ländlichen Raum) wurde nicht gestoppt und das Bienensterben bedroht die Fruchtfolge. An vielen Kleidungsstücken, die wir tragen und auch an unseren elek- tronischen Trendprodukten „klebt noch immer Blut“. Der Wanderzirkus der Schuhindustrie geht immer noch weiter: Als nächster Kontinent wird Afrika erschlossen. Äthiopien, so hört man aus der Branche, ist das Indien von morgen. So wer- den die Kosten einfach in andere – im Durchschnitt ärmere – Weltgegenden ausgelagert, während die Umwelt in unserer Umgebung vordergründig sauberer wurde.Während dieWer- bung immer wieder die schöne heile Welt des Konsums (und oft auch der Produktion) suggeriert, bleiben die „ökologi- schen Rucksäcke“ unseres Konsums weitgehend im Dunkeln. Um den sicheren Engpässen und steigenden Preisen für Nah- rungsmittel und Rohstoffen zu entgehen, kaufen Großinves- toren im Auftrag ihrer Shareholder weltweit Ländereien und Rohstoffminen. Aber wir brauchen gar nicht so weit weg zu Es grünt so grün! Oder sind wir farbenblind? Von Christine Ax und Dr. Friedrich Hinterberger

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